Am Samstag, den 20.06.2015 ging es mit unserer Cirrus SR20 von Braunschweig aus nach Göteborg.
Geplant war ein Flug Richtung Norden um die Mitternachtssonne zu bewundern. Als weiteres Highlight haben wir für die Übernachtung auf einem alten Viermaster eingecheckt.
Die geplante Route führt fast direkt Richtung Norden. Die Flugzeit inklusive Wind wurde mit 2:40 geplant.
Ein erster Blick in die Wettervorhersage sah positiv aus: Beim Abflug noch Regen, Am Zielort würde es aber deutlich besser sein. TAFs am Abend vorher sahen ebenfalls gut aus:
TAF Hannover: TAF EDDV 191700Z 1918/2018 28007KT 9999 SCT020 BKN045 TEMPO 1918/2004 30012KT SHRA SCT015CB TEMPO 2004/2007 BKN008 TEMPO 2007/2015 30015G25KT 4000 SHRA PROB30 2011/2015 TSRA BKN012 SCT020CB PROB30 TEMPO 2015/2017 30015G25KT=
Der zeitlich interessante Bereich ist fett markiert. Das Grundwetter ist 10km, leicht bewölkt in 2000 ft und durchbrochene Bewölkung in 4500 ft. Nur temporär gibt es mal 4000m Sicht in Regeschauern (umfliegbar!) und mit einer Wahrscheinlichkeit von 30% kann auch einmal ein Gewitter dabei sein. Beide Erscheinungen sind von heftigem Wind begleitet. Verkürzt: Fliegbares Grundwetter, mit eingelagerten Schauern, ggfs. Gewittern, die jedoch erkennbar und umfliegbar sein sollten.
TAF Göteborg (hier haben wir uns den Nachbarplatz angesehen, denn der hat ein 24h TAF): TAF ESGG 191730Z 1918/2018 01008KT 9999 SCT020 BKN045 PROB40 1918/2005 SHRA BKN030CB TEMPO 2010/2018 SHRA BKN030CB= Auch hier ist das Grunwetter mit 10km Sicht und leichter Bewölkung in 2000ft und durchbrochener Bewölkung in 4500 ft fliegbar. Ab 10 Uhr UTC gibt es auch mal einen Schauer mit einem CB. Gewitter ist nicht angekündigt. Verkürzt: Wie Hannover.
Zu guter Letzt noch ein Blick auf das Streckenwetter mit Ogimet und die Großwetterlage
Das ist inhaltlich etwa die gleiche Aussage, wie die TAFs an Start und Ziel.
Gut ist das Tief südwestlich von Island zu erkennen. Es wird uns ggfs.mit seinen Ausläufern am Sonntag beeinflussen. Am Samstag jedoch sind auf unserer Strecke eher tiefe Wolken anzutreffen (je heller die Wolken, um so höher sind sie). Es könnte sich ggfs. lohnen, on Top zu gehen um den Turbulenzen der bodennahen Luftschichten auszuweichen. Der Freezing-Level dürfte sich am Nachmittag bei etwa FL60-FL70 bewegen. Darunter sollte eisfreies Fliegen möglich sein.
Am Morgen des Abfluges noch einmal der Wettercheck in einer Kurzfassung: CAVOK, aber mit einer Wahrscheinlichkeit von 40% zwischen 14:00 und 17:00 loc Schauer mit durchbrochener Bewölkung in 4000 ft. Temporär steigt die Wahrscheinlichkeit dafür zwischen 18:00 und 20:00 loc auf 50%.
Fazit: Sowohl am Startort als auch am Landeort ist es fliegbar (sogar VFR). Schauer und Gewitter können auftreten, sollten aber erkennbar und umfliegbar sein.
Zur Grosswetterlage: Das Tiefdruckgebiet was gestern noch südöstlich von Island lag, ist nun südlich von Island. das werden wir mal im Auge behalten müssen. Auf der geplanten Strecke nach Göteborg hat sich jedenfalls nichts Signifikantes getan seit gestern.
Tag 1:
Ein wunderschöner Tag neigt sich dem Ende zu. Die ganzen Eindrücke kann man eigentlich gar nicht in Worte fassen. Für den Piloten war es der erste IFR-Flug - und sein Fazit war eindeutig: "Das macht mega viel Spaß"!!!
Nachdem wir das Flugzeug gecheckt haben, mussten wir erst einmal die Rettungswesten anlegen. Es ging bei leicht regnerischen Bedingungen in Braunschweig los. Schon nach kurzer Zeit schalteten wir dann den Autopiloten ein...
Wie OGIMET bereits vorausgesagt hat, erwarteten uns einige hochreichende Cumulusnimbus Wolken. Diese konnten wir größtenteils gut umfliegen.
Da einige Wolken so hoch reichten und wir mit starker Vereisung zu rechnen hatten, haben wir uns eine Freigabe geben lassen auf 6000ft zu sinken. Somit ging es auf Höhe Lübecker Bucht in 6000ft weiter Richtung Göteborg. Bis hier hin hatten wir im Cockpit gut zu tun! Doch endlich verbesserten sich die Bedingungen. Wir hatten Sonne!
Es wurde sehr ruhig und es gab die Möglichkeit ein Paar Fotos zu schießen, SMS zu schreiben bzw. die FFG-Whatsapp Gruppe zu bombardieren. Auch unseren beiden Gästen wurde es nicht zu langweilig.
Wir überflogen Dänemark und hatten eine wunderschöne Sicht auf die "Große Belt Brücke", die die dänischen Inseln Fyn und Sjælland verbindet und auch für eine schnelle Verbindung zwischen Deutschland und Dänemark genutzt wird.
Auffällig war, dass nur noch weibliche Controller im Funk zu hören waren. Am nordwestlichen Ende der Insel Sjælland angekommen, folgte nun die längste Strecke über Wasser.
Inzwischen kamen wir Göteborg immer näher. Rechts von uns konnte man bereits Schweden gut sehen.
Es ging langsam runter und am Horizont erschien die Piste von Göteborg. Der Platz Göteborg City ist in etwa vergleichbar mit Lübeck. Nur wird dieser nicht mehr von großen Fluggesellschaften angeflogen und demnächst höchstwahrscheinlich dicht gemacht.
Interessant war die Geschichte mit dem Tanken. Wir versuchten zunächst einmal die schwedische Betriebsanleitung der Tankstelle zu studieren. Das hat nicht geklappt. Zumindest fing keine Pumpe an zu arbeiten. Nach etwa 5 Minuten fiel uns auf, dass neben uns eine kleine Hütte stand. Hier drin konnte man nun endlich seine Kreditkarte leeren - und die Pumpe spring an.
Ach ja... Der Sprit ist hier sehr billig.
Das Taxi hatten wir bereits per Funk bestellt und so ging es, nachdem wir das Flugzeug abgestellt hatten, direkt zu unserem Hotel nach Göteborg. Etwa 20 Minuten sollte man für die Tour einrechnen. Das Hotel ist ein alter Viermaster und heißt Barkin Viking. Die Zimmer (Kojen) haben sicher so einige Geschichten zu erzählen.
Unsere 3 Sachen, sprich Zahnbürste, Unterhose und iPad abgelegt, ging es los in die City. Wir wollten was erleben. Da stolperten wir über eine Station, die uns direkt auffiel. Ein Bike-Sharing Station. Das war genau das richtige. Nachdem wir etwa 5 Anläufe brauchten, um uns zu registrieren, haben wir jeder einen Drahtesel bekommen.
Nachdem wir die Drahtesel ausgeliehen haben ging es direkt Richtung Innenstadt. Wir waren ausgehungert - man könnte sagen, dass wir beinahe vom Fahrrad gefallen sind. Zum Glück war das erste Restaurant genau das Richtige für uns. Ein Steak-Restaurant.
Nun ging es weiter die angefutterte Energie wieder kinetische Energie umzuwandeln. Auch nach teilweise fünf jähriger Pause konnten zum Glück noch alle Teilnehmer Fahrrad fahren.
Nun zur Mitternachtssonne. Wir haben uns um einen Tag vertan. Aber es war trotzdem schön. Genießt die Bilder!
Tag 2:
Um 8 Uhr haben wir erst einmal ein schönes Frühstück an Bord der Barkin Viking zu uns genommen. Danach ein schneller Blick ins Wetter. Heute Nachmittag soll es losgehen, Ogimet orakelt nach wie vor, es sei fliegbar. Die Großwetterlage hat sich etwas verschoben, sagt für unseren geplanten Flugweg keine größeren Störungen voraus. Das Island-Tief ist nicht wesentlich vorangekommen und könnte ggfs erst gegen Abend beeinflussen:
Dann folgte die Sightseeingtour mit den Fahrrädern. Vorab hatten wir eine kleine Route erarbeitet. Leider war Sonntag und somit hatten alle Attraktionen geschlossen. Wir entschlossen uns die Fahrradroute zu vergrößern. Zunächst besuchten wir die Fischkirche von Göteborg. Hier wird innerhalb der Woche frischer Fisch verkauft.
Eigentlich wollten wir die Tour mit einer Mini-Eisenbahn machen. Diese überholten wir jedoch im Handumdrehen, da wir recht flott unterwegs waren. Es ging weiter Richtung Westen, bis zur letzten Brücke von Göteborg. Nun mussten wir erst einmal eine kleine Pause einrichten. Es ging ganz gut bergauf. Interessanterweise hatten wir mitten auf dem Steg den W-Lan Empfang der Uni aus Braunschweig. (Das Netz heißt eduroam und ist auf der ganzen Welt verteilt). So konnte mal wieder die FFG-Whatsapp Gruppe mit Bildern und aktuellen Infos bombardiert werden.
Zurück in Göteborg angekommen, ging es auf Futtersuche. Wir mussten wenigstens einmal Köttbular zu uns nehmen. Direkt am Hafen bekamen wir dann einen wunderbaren Sitzplatz mit Blick auf viele kleine Schiffe bzw. Yachten.
Um 15 Uhr bestellten wir uns das Taxi, welches uns zurück zum Flughafen brachte.
Der Rückweg sollte in zwei Etappen durchgeführt werden. Zunächst geht es nach Hamburg. Dort werden wir einen Passagier von Bord lassen. Sodann geht es weiter nach Braunschweig um dort noch vor 2100 loc aufzuschlagen. Flugpläne waren aufgegeben und konnten exakt eingehalten werden. Um 17 Uhr loc. ging es los Richtung Hamburg.
Anfangs war ein kleiner Schlenker drin: In der Departure musste ein kleines Sperrgebiet umflogen werden. Danach ging es dann aber geradeaus inbound Hamburg. Auf der Hälfte der Strecke noch einmal 10° to the left for incomming traffic. Haben wir aber nicht gesehen.
Das Wetter schien zunächst gut, jedoch näherten sich beim Abflug von hinten schon deutlich sichtbare Gewitterwolken. Nur gut, dass wir jetzt weg kamen, denn sie verstärkten sich noch, als wir schon bereits weit über der Ostsee waren:
Aber bis Hamburg sollte alles trocken beliben. Kaum haben wir die deutsche Grenze überflogen sprachen wir schon wieder mit Hamburg Approach. Kurzum, es ging per ILS auf die 23 in Hamburg zur Landung. Apron4 haben wir schon im Anflug requested und bekommen. So konnten wir unseren Passagier ohne weite Wege "droppen".
Schon 20 Minuten später ging es weiter, wir bekamen aber keine IFR Clearance, da wir noch deutlich zu früh dran waren. So sind wir kurzerhand VFR nach Braunschweig geflogen.
Das Wetter war hier schon etwas schlechter angesagt, aber es passte genau, in Braunschweig hatte es nur schwach geregnet als wir aufsetzten:
Wieder @ home:
Und schnell noch ein Afterlanding-Grill zum Ausklang. War eine schöne entspannte Tour. Das Zusammenspiel hat wunderbar geklappt, die Organisation war hervorragend!
Vielen Dank an alle Beteiligten!